"Selbstfürsorge und Attachment Parenting bedeuten für mich..." - Blogparade

"Selbstfürsorge und Attachment Parenting bedeuten für mich..."


Susanne Mierau vom Blog geborgen wachsen hat zur Blogparade aufgerufen. Der Anlass: 
Der Artikel aus der Zeit Online – Serie „10 nach 8“ von Gastautorin Carolin Rosales. Dieser beginnt mit den Worten: "Eltern, gebt euch nicht selbst auf. „Attachment Parenting“, die bedürfnisgerechte Erziehung, soll angeblich das Beste für unsere Kinder sein. Doch mich macht die ständige Rücksichtnahme fertig.“ Ich muss zugeben, ich war schockiert von dieser Ansicht. Dieser Artikel machte mich traurig, wütend zugleich. Traurig, weil da anscheinend jemand ist, der diese wunderbare Idee von Attachment Parenting als Katastrophe erlebt, obwohl ich es als Segen erachte, und wütend, weil all die vielen Leser des Artikels ein ganz falsches Bild davon bekommen, was AP bedeutet, und wie es eigentlich umgesetzt werden kann, ohne das wir am Ende auf dem Zahnfleisch laufen. Wo soll ich da bloß anfangen? Für alle, die gerade nicht wissen, worum es bei Attachment Parenting geht, habe ich hier mal das Wichtigste zusammengefasst.

Ich muss zugeben: Als ich Mutter wurde, hatte ich eine recht konservative Einstellung zum Thema Elternschaft und dem Umgang mit Babys. Ich hörte mir an, was mein Umfeld zu erzählen hatte, und dachte ich wüsste genau, wie das alles laufen würde. Und als der Wurm dann auf der Welt war, tat ich alles genau so, wie man es mir sagte, weil ich dachte: Die werden schon recht haben. Macht man halt so. Doch es fühlte sich alles nicht richtig und gut an.
Je falscher sich das Ganze für mich anfühlte, desto mehr las ich. Ich las und las, und stieß auf "Attachment Parenting". Und das änderte alles. Ich fand meinen Weg als Mutter, und ging die Dinge auf meine, unsere Weise an. Egal was andere darüber dachten und dazu sagten. Und seitdem läuft es bei uns.

Aber was genau bedeutet Attachement Parenting für uns?

Attachment Parenting basiert auf einem natürlichen und instinktiv gelenktem Verhalten zwischen Eltern und Kind. Und auf den Baby-B`s. Diese sollen jedoch keine festen Regeln sein, sondern eher Zutaten, aus denen wir uns dann das perfekte Rezept für unser Leben mit Baby mixen können. Soll heißen: Wer nicht alle Baby-B`s berücksichtigt, macht nicht automatisch etwas falsch.

Die Baby-Bs sind:
  • Birth Bonding (Bonding nach der Geburt)
  • Breastfeeding (Stillen)
  • Babywearing (Babytragen)
  • Bed sharing (gemeinsames Schlafen)
  • Belief in baby’s cries (Glaube an das Weinen des Babys)
  • Balance and boundaries (Gleichgewicht und Grenzen)
  • Beware of baby trainers (Vorsicht vor Babytrainern) 
In unserer Familie werden alle Baby-B`s umgesetzt. Vor allem das ( Langzeit-) Stillen, das Tragen im Tragetuch und das gemeinsame Schlafen im Familienbett sind uns besonders wichtig.
Attachment Parenting bedeutet für uns, unserem Herzen, unserem Gefühl und unseren Instinkten zu folgen. Was sich nicht gut anfühlt, ist auch nicht richtig für uns. Ich bin so dankbar, diesen Weg für uns gefunden zu haben. Ich habe ein ganz neues Gefühl fürs Muttersein und für mein Baby bekommen. Wenn ich unseren Weg und dieses Gefühl in so wenigen Worten wie möglich beschreiben müsste, dann wären es wohl diese: Back to the roots. Meinen Instinkten folgen. Mich rückbesinnen auf das, was wirklich wichtig ist. Entschleunigen. Denn Attachment Parenting ist kein festes Konstrukt an das wir uns halten sollen oder müssen. Vielmehr ist es etwas, was eigentlich in uns allen liegt. Auf unsere Gefühle hören, nicht auf die gesellschaftlichen Ideale. Uns leiten lassen von unseren Urinstinkten.

Man sagt ja, dass bei einer Geburt nicht nur ein Kind geboren wird, sondern auch eine Mutter. Und als ich diese Mutter wurde, hatte ich kurz vorher den hektischen und stressigen Alltag als Praxismanagerin verlassen. Ich nahm 3 Jahre Elternzeit. Es änderte sich alles für mich. Was ich schnell merkte: Ich muss irgendwie wieder zu mir selbst finden. Denn mich selbst hatte ich in meinem stressigen Vollzeitjob irgendwie verloren. Und jetzt hatte ich ja auch noch die neue Rolle als Mutter. Die Idee vom Attachment Parenting half mir nicht nur einen Weg als Mutter zu finden, sondern auch mich selbst als Frau neu kennen zu lernen. In mich zu kehren, auf mich selbst zu hören. Meinen Instinkten zu folgen, auch wenn es mal nicht um die Bedürfnisse meines Kindes ging, und wieder mehr auf mich selbst zu achten. Dadurch, dass ich täglich mehr lernte auf meine innere Stimme zu hören und mir neue Werte zu schaffen, an denen ich mich orientieren konnte, lernte ich auch, wieder langsamer zu werden. Ich lernte Achtsamkeit und Entschleunigung.

Was bedeutet Selbstfürsorge für mich?

Selbstfürsorge bedeutet für mich persönlich, dass ich meine Grenzen kenne und diese nach Möglichkeit nicht überschreite. Denn wenn ich das ständig tue, brenne ich aus. Zum Beispiel bei permanentem Schlafmangel und Null Erholung durch kleine Pausen. Zwischendurch mal runter kommen und durchatmen, das braucht jeder von uns. Einfache Dinge wie das Schminken und ja, sogar so selbstverständliche Dinge wie eine Dusche ohne Kind sind mir sehr wichtig geworden. Wenn ich diese Dinge nicht berücksichtigen würde, wäre mein Akku irgendwann erschöpft. Und eine Mama ohne Energie, ist irgendwann keine gute Mama mehr.

Doch das Kind ständig tragen, Langzeitstillen und Cosleeping klingen für die meisten Menschen ja eher nicht nach Zeit für Erholung. Hier kann ich nur nochmal betonen: Die Baby-B`s sind keine Pflicht um Attachment Parenting zu leben. Sie sind Leitfäden, an denen wir uns orientieren können, aber keineswegs müssen. Wenn Eltern ihr Kind zum Beispiel nicht tragen wollen oder können, es aber in jeder anderen Hinsicht bedürfnisorientiert aufwachsen lassen, ist doch alles supi.

Wie läuft das bei mir mit der Selbstfürsorge?

Ich bin eine echte Herzblutmama und habe absolut kein Problem damit, ständig von meinem Kind umgeben zu sein und es auch überall mit hin zu nehmen. Mein Kind geht in keine Kita und zu keiner Tagesmutter. Es ist permanent bei mir. Und das ist auch gut so, finde ich.

Schlaf: Ich gehe früh schlafen. Denn ich weiß, dass ich viel Schlaf brauche. Ganz einfach. Ich stille nachts und werde deshalb öfter wach, doch das ist kein Problem, da ich mich einfach rechtzeitig zu meinem Sohn lege und so genügend Zeit zum Träumen habe.

Kleine Pausen: Schnell habe ich gelernt, dass ein perfekter Haushalt nicht alles ist. Wenn der Minimann sein Mittagsschläfchen hält, erledige ich das Dringenste und mache dann auch eine Pause. Doch auch mit Kind finde ich Erholung. Wenn ich das Gefühl habe, dass nichts mehr geht, dann heißt es für uns: Ab in den Wald. Raus in die Natur und frische Luft atmen. Das Kind findet es super, egal bei welchem Wetter, und ich kann runter kommen und neue Kraft tanken. Es ist nachgewiesen, dass der regelmäßige Aufenthalt in der Natur Stress mindert und uns gut tut.

Selbstwertgefühl: Schminken und der ganze Kram, das brauche ich einfach. Weil ich es mir einfach wert bin. Morgens ist dafür natürlich nicht immer die Zeit. Aber das spielt auch gar keine Rolle. Wenn ich es morgens nicht schaffe, dann schminke ich mich halt mittags, wenn der kleine Mann schläft. Oder ich hüpfe dann unter die Dusche oder nehme ein Bad.

Sich selbst Grenzen setzten und um Hilfe bitten

Auch wenn wir mit allen Mitteln versuchen, unsere Kinder bedürfnisorientiert und gebunden aufwachsen zu lassen, so sind wir auch nur Menschen mit ganz normalen Bedürfnissen. Und wenn wir uns selbst keine Grenzen setzten und uns aufopfern bis wir aus den Latschen kippen, dann hat das meiner Meinung nach nichts mehr mit Attachment Parenting zu tun. Denn dann funktionieren wir nicht mehr und können den Bedürfnissen unserer Kinder gar nicht mehr nachkommen. Deshalb ist so wichtig zu erkennen, wann es nicht mehr geht. Wenn wir krank sind, sind wir krank. Wenn wir so ausgebrannt sind, dass plötzlich nichts mehr geht, ist es keine Schande um Hilfe zu bitten. Und zwar am besten rechtzeitig. Wir müssen keine Übermenschen sein. Es heißt auch nicht umsonst: Es braucht ein Dorf um ein Kind groß zu ziehen. Sich gegenseitig zu helfen ist doch das urälteste, was es gibt. Unsere Vorfahren hätten ohne einander nicht überlebt.  Und auch wir sollten uns nicht davor scheuen, Hilfe anzunehmen, und auch anzubieten.
Ja, sich selbst Grenzen zu setzten, ist meiner Meinung nach das Wichtigste, wenn es um Selbstfürsorge geht.

Abschließend kann ich nur sagen, dass sich Selbstfürsorge und Attachment Parenting keinesfalls ausschließen. Ich bin doch ein ganz gutes Beispiel dafür, nicht wahr? ;)
Wer sich für den Weg des Attachment Parenting entscheidet, sollte niemals vergessen, dass es sich um kein festes Konstrukt oder System handelt, sondern um eine Idee, die jede Familie für sich nutzen und anpassen kann. Und zwar so, dass alle Bedürfnisse berücksichtigt werden. Wir haben doch immer selbst die Wahl. Niemand zwing uns, die Dinge genauso anzugehen, wie sie da Schwarz auf Weiß stehen. Nehmen wir einfach all die schönen Zutaten, und mixen uns unser eigenes Familienglück mit den Baby-B`s.

Eure Valentina











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