"Verrückte-Dinge-Dienstag" #6 - Zeitreise


"Unternimm eine Zeitreise", hieß es heute in meinem Verrückte-Dinge-Buch. Hmm, nun ja, das tue ich ja sehr oft an den Wochenenden auf den Mittelaltermärkten. Also war das für mich erstmal nichts Besonderes. Doch dann kam mir die zündende Idee. Ja, ich unternehme eine Zeitreise, aber eine handwerkliche. Ich werde mir eine komplett authentische Gewandung aus der Zeit der Wikinger nähen, und zwar nur mit den Techniken und Hilfsmitteln, die es auch zur damaligen Zeit gab.

Warum?

Zur Zeit bin ich auf den Mittelaltermärkten eher als Gast unterwegs und nicht mehr so viel als Musikerin, einfach weil der kleine Mann jetzt mit an Bord ist. Das bedeutet, die Bandklamotten hängen im Schrank. Zeit für etwas Neues. Die Zeit und Kultur der Wikinger hat meinen Mann und mich schon vor Jahren in seinen Bann gezogen. Deshalb wird es eine Wikingergewandung. Und weil ich wirklich mal Lust auf eine Herausforderung habe, eine komplett authentische. Vom Unterkleid über die Schuhe bis hin zum Schmuck und den Gegenständen, die dieses Volk damals so bei sich trug. Aber warum näht sie das nicht einfach mit der Maschine? Ganz einfach: Wenn ich so in meinen eigenen Kleiderschrank schaue, der wirklich aus allen Nähten platzt, und wenn ich die Menschen auf der Straße sehe, wie sie von einem Bekleidungsgeschäft ins nächste hetzen ( davon kann ich mich leider nicht ganz frei sprechen ), dann wird mir bewusst, wie wenig Wertschätzung wir unserer Kleidung entgegen bringen.

Klar, wir lieben Klamotten, aber uns ist nicht bewusst wie wertvoll sie wirklich sind. Zur damaligen Zeit - sagen wir mal im 10 Jahrhundert - war das anders. Es musste alles von Hand genäht werden. Wirklich alles. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis eine komplette Gewandung fertig war. Und die Kunst des Nähens, Stickens, Spinnens und Webens wurde mehr geschätzt als heute. Bedenken wir einmal, dass sogar der Faden aus welchem der Stoff für ein Kleid gewebt wurde, erst von Hand gesponnen werden musste. Einfache Haushalte wie zum Beispiel Bauern, taten all dies selbst. Wahnsinn wenn man darüber nachdenkt. Und heutzutage wissen viele nicht einmal, wie man einen Knopf annäht.

Um mir selbst wieder bewusst zu machen, wie wertvoll Kleidung ist, und wieviel Arbeit eigentlich dahinter steckt, würden es nicht die ganzen Maschinen machen ( und die armen Kinder ), werde ich alles von Hand nähen. Nein, den Faden spinnen und den Stoff weben werde ich nicht. Das würde wohl etwas Überhand nehmen. Doch ich werde auch die Ziehrnähte, die Zierflechten und die Stickereien selbst machen.

Und wie?

Meine Vorlagen und Maßstäbe werde ich den Dokumentationen über die funde und Ausgrabungen auf Haitabu entnehmen. Haitabu war eine bedeutende Handelssiedlung dänischer und schwedischer Winkinger von der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts, bis Anfang des 11. Jahrhunderts. Haitabu liegt im heutigen Schleswig-Holtstein und war damals Hauptumschlagplatz für den Fernhandel zwischen Skandinavien, Westeuropa, dem Nordseeraum und dem Baltikum. Hier wurden so viele bedeutende archäologische Entdeckungen gemacht, dass es sich anbietet die dortigen Funde und das daraus gewonnene Wissen um die Kleidung und Kultur der Wikinger als Vorlage zu nutzen.

In nächster Zeit werde ich mir die passenden Werkzeuge zulegen, Stofft sichten und Schnittmuster sowie Stickvorlagen ausarbeiten. Und wenn ich das alles geschafft habe, gibt es vielleicht noch eine Gewandung für den Minimann. ;)

Wann habt ihr den zuletzt etwas mit der Hand genäht oder gestickt? Es muss ja nichts so großes oder aufwendiges sein. Versucht es doch einfach mal. :)

Eure Valentina

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