Supermama - Der gefährliche Drang zum Perfektionismus

Supermama 

Der gefährliche Drang zum Perfektionismus


Vor ein paar Tagen erreichte mich die Nachricht einer Leserin. Sie schrieb mir, wie gut ihr mein Artikel über Mamabäuche gefallen habe, und wie sehr sie bewundere, dass ich in meinen Texten so offen und ehrlich über meine Gefühle, Ängste und auch Sorgen als Mutter schreibe. Ja das tue ich. Denn ich finde es gibt nichts Wichtigeres zwischen Müttern, als die Offenheit und Ehrlichkeit untereinander. Darum geht es in diesem Artikel.

Die Mama von heute. Sie ist unheimlich sportlich und hat schon ein paar Wochen nach der Geburt wieder einen flachen Bauch. Sie ist immer tippi toppi gestylt und total relaxed, egal wir kurz die Nacht war. Sie weiß alles, kann alles, macht alles. So wird es uns häufig über Social Media-Kanäle suggeriert. Aber wie sieht es in der Realität aus?


Sie schaffen den Spagat zwischen Mutterschaft und Selbstverwirklichung mit Links. Und perfekte Ehefrauen sind Sie natürlich auch. Es wird gearbeitet, nebenbei der Haushalt geschmissen, der Einkauf erledigt, Yoga gemacht, Babybrei gekoch und Kuchen gebacken. Die Kinder werden hier hin und dorthin gefahren. Alle lächeln, alle sind zufrieden. Denn Mama wuppt es. Ganz nebenbei werden dann die wunderschönen, perfekten Bilder hochgeladen, die uns verzweifeln lassen. Denn fast alle Mütter lassen sich von ihnen hinreißen und irreführen.

Und nicht nur sie. Auch Vätern und Anderen in unserem Umfeld brennen sich diese Bilder der perfekten Supermom ein. Das setzt uns reale Mamas extrem unter Druck. Wir fühlen uns nicht gut genug und vermuten zudem noch eine extrem hohe Erwartungshaltung beim eigenen Partner und auch im Freundes- und Bekanntenkreis. Wir beginnen damit, uns anzupassen. Verstellen uns.

Eine ausgebrannte Mama ist keine gute Mama mehr

Wenn wir ehrlich sind ist uns allen bewusst, dass das wirkliche Leben so nicht funktioniert. Das habe ich für meinen Teil sehr schnell begriffen. Schließlich habe ich es immer wieder versucht. Wie fast alle Mütter. Oder? Wir haben ihn einfach, diesen Drang zum Perfektionismus. Diesen Anspruch an uns selbst alles schaffen zu können. Nichts ist unmöglich. Und wir neigen dazu, uns mit anderen zu vergleichen. Uns anzupassen. Uns den Erwartungen zu neigen. Wie oft denken wir uns: "Die schafft das doch auch. Also müsste ich das doch auch packen."

Ich bin ganz ehrlich. Selbst wenn ich 120% gebe, ich könnte niemals mit den Supermamas im Internet und Fernsehen mithalten. Ich schaffe es schon jetzt nie, alle Punkte auf meiner endlos langen Liste abzuhaken wenn der Tag rum ist. Es bleibt immer etwas liegen. Und wisst ihr was? Das ist auch gar nicht schlimm. Solange es nicht wir selbst sind. Wir können, müssen und sollten nicht allen gerecht werden. Denn eine ausgebrannte Mama ist keine gute Mama mehr.

Deshalb ist so wichtig sich selbst einzugestehen das 80% auch mal reichen. Zu lernen, einfach mal "Nein" zu sagen wenn es zu viel ist. Auf das eigene Gefühl zu vertrauen. Selbst zu erspüren was gerade wirklich wichtig ist. Für einen selbst, das Kind, die Familie. Wir müssen lernen uns selbst Grenzen zu setzen, um uns vor diesem übergreifenden Drang zum Perfektionismus zu schützen.
Es reicht so viel zu schaffen wie man kann, ohne das man am Ende auf dem Zahnfleisch läuft.

Es braucht ein Dorf...

Und wenn ihr wirklich mal an eure Grenzen stoßt, holt euch Hilfe. Das ist keine Schande. Nehmt Hilfe ohne schlechtes Gewissen an. Das musste ich auch erst lernen. Doch es heißt nicht umsonst: 'Es braucht ein Dorf um ein Kind groß zu ziehen'.
Ganz egal ob es darum geht das Kind mal bei den Großeltern abzugeben um sich eine wohlverdiente Auszeit zu gönnen und Kraft zu tanken, oder ob man Hilfe im Haushalt braucht. Eine Hand wäscht die andere. Irgendwann können wir uns mal revangieren.

Wir können nicht alles alleine schaffen. Und wir sollten erst recht nicht so tun als könnten wir es, nur um andere zu beeindrucken. Vor allem direkt nach der Geburt ist es wichtig Fünfe mal gerade sein zu lassen und sich einfach zu erholen. Dem neuen Erdenbürger genügend Zeit zu geben, in unserer lauten und bunten Welt anzukommen. Es ist eine Zeit der Regeneration.
Das Wochenbett wird viel zu oft nur halbherzig eingehalten oder gar nicht. Frau will funktionieren. Wieder ganz vorne mit dabei sein. Das müssen wir nicht. Gönnt euch die Ruhe und lasst euch von den anderen verwöhnen. Ihr habt bei der Geburt Schwerstarbeit geleistet.

Es ist gut so, wie es ist

Fazit: Wir müssen reale Mütter sein. Um anderen Frauen und auch Vätern ein echtes Bild vom Mutterdasein zu vermitteln. Um ihnen zu zeigen: es ist okay wenn mal was liegen bleibt. Es ist in Ordnung nicht direkt wieder arbeiten zu gehen wenn es für einen selbst nicht der richtige Weg ist. Und es ist ganz normal ein bisschen Mamaspeck zu haben.
Wir Mütter sollten ehrlich zueinander sein. Uns über unsere Ängste, Probleme und Erfahrungen austauschen. Darüber reden. Denn so werden wir schnell merken: Wir sind nicht alleine. Jede Mutter hat etwas auf dem Herzen und möchte vielleicht darüber sprechen. Traut sich jedoch nicht, weil alle anderen Mamas anscheinend so perfekt sind, und alles im Griff haben.

"Es ist gut so wie es ist". Das ist mein Kredo. Wir sind tolle Mamas. Genau so, wie wir sind. Mit Krümeln auf dem Boden, zerzausten Haaren am Morgen, und auch mal vertrockneten Blumen auf dem Tisch. Und auch Selbstzweifel gehören mal dazu. An ihnen werden wir wachsen. Wir müssen nicht perfekt sein. Nicht für die anderen. Und für unsere Kinder sind wir sowieso schon Wonderwoman.
Meine Hebamme sagte zu mir: "Mach dir keine Sorgen. Du bist schon die perfekte Mama. Einfach weil du seine Mama bist". Wie recht sie hatte.

Eure Valentina

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