Attachment Parenting - Was ist das überhaupt?

Attachment Parenting

Was ist das überhaupt?


Ich muss zugeben: Als ich Mutter wurde, hatte ich eine recht konservative Einstellung zum Thema Elternschaft und dem Umgang mit Babys. Ich hörte mir an, was mein Umfeld zu erzählen hatte, und dachte ich wüsste genau, wie das alles laufen würde.

Kann ja nicht so schwer sein. Mittags schläft es, zwischendurch isst es, nach ein paar Monaten schläft es durch. Wir kaufen einen schicken Kinderwagen und ein Buch über Babybrei.
Doch ich merkte schnell, dass mir bei vielen der gängigen Meinungen nicht ganz wohl war. Auch wenn viele Eltern in meinem Umfeld sich nach diesen Meinungen richteten, merkte ich doch, dass es nicht das Richtige für mich und mein Kind war.

Ich zweifelte oft an mir, wenn die Dinge nicht so liefen, wie es laut der gesellschaftlichen Erwartungshaltung sein sollte. Zum Beispiel beim Kinderarzt: "Mit 5 Monaten sollte man den Brei einführen." hieß es. Aber Little E fand das gar nicht lustig und wollte nicht. Ich bekam Vorwürfe bei der U-Untersuchung, warum mein Kind noch keinen Brei mit Fleisch essen würde. Naja, weil er halt nicht wollte. Man gab mir das Gefühl, ich würde ihn schlecht ernähren. Dabei ging es ihm gut, und er wollte halt lieber gestillt werden.

Je falscher sich das Ganze für mich anfühlte, desto mehr las ich. Ich las und las, und stoß auf "Attachment Parenting". Und das änderte alles.

Was genau ist das überhaupt?

Attachment Parenting gibt es nicht erst seit Gestern. Und doch hatte ich vorher nie davon gehört. Ich weiß, es wird auf unzähligen Mama-Blogs darüber geschrieben. Doch meiner Meinung nach kann es nicht genug Mütter geben, die dieses wunderbare Wissen über diese Art von Zusammenleben mit Babys, bzw. Kindern weitergeben. Darum tue ich es auch.

Doch was genau steckt eigentlich hinter dieser Idee, das aus Amerika zu uns gekommen ist? Ist es wirklich ein strenges Konzept mit Regeln, an die man sich irgendwie halten muss? Nein ist es nicht. Es ist eher eine Rückbesinnung.
„Was wir taten, taten wir, weil es uns natürlich erschien. Erst später fanden wir heraus, dass es einen Namen dafür gab, der das, was wir taten, im Nachhinein bestätigte.“
– W. & M. Sears 2012, S. 17
Genau das ist Attachment Parenting: ein natürliches und instinktiv gelenktes Verhalten zwischen Eltern und Kind.
Es geht darum, dass wir unseren Sinnen, unseren Gefühlen und unserem Herzen folgen. Dass wir die Signale unseres Babys wahrnehmen und sensibel darauf reagieren. Wir erlernen ganz natürlich unser Baby zu verstehen. Seine Bedürfnisse wahrzunehmen und ihnen nachzukommen.

Wir handeln instinktiv richtig


Leider haben wir diese Instinkte mit der Zeit...naja, nicht verloren, eher verlernt. Von allen Seiten bekommen wir Hinweise und Tipps zur Erziehung, zur Pflege, zur Ernährung, einfach zu Allem.
Wir sollen nach festem Rhytmus stillen, aber bloß nicht zu lange. Das Baby soll möglichst schnell durchschlafen. Und zwar im eigenen Bett. Ab dem 5. Monat wird Brei gefüttert. Und es wird genau vorgegeben, mit welchem Gemüse wir beginnen, und in welchen Intervallen welches Gemüse dazu gegeben wird.

Doch sind wir mal ganz ehrlich zu uns selbst: Welche Mutter hat nicht schon einmal an mindestens einem dieser Ratschläge gezweifelt? Einfach, weil es sich nicht gut angefühlt hat, das Baby mit nur 5 Monaten zum Essen zu zwingen. Oder weil es sich einfach ganz furchtbar anfühlt, das Baby im Nebenzimmer schreien zu lassen. Bei dem Gedanken daran stellen sich mir schon die Nackenhaare auf. Welche Mutter hat nicht das Gefühl, ihr Baby ganz nah bei sich haben zu wollen. Tag und Nacht. Auch im großen Elternbett.
Wenn wir ganz tief in uns hinein horchen, und auf unser Bauchgefühl achten, dann spüren wir ihn, diesen uralten Instinkt, der uns das tun lässt, was richtig ist für uns und unser Baby. Egal, ob es gesellschaftlich okay ist oder nicht.

William und Martha Sears, Arzt und Krankenschwester, und selbst Eltern von 8 Kindern, brachten den Begriff des Attachment Parenting vor 20 Jahren zum ersten Mal auf den Tisch.  In ihrem "Das Attachment-Parenting-Buch, Babys pflegen und verstehen„, erklären sie uns, wie Attachment Parenting funktioniert. Einen kleinen Leitfaden gibt natürlich trotzdem. Aber nicht, damit wir uns wieder nach etwas Festem richten, sondern um es uns ein wenig einfacher zu machen, diesen Weg zu verstehen. Die Baby-Bs: Einfache Hilfsmittel, die es uns Eltern ermöglichen, einen natürlichen und instinktgeleiteten Weg zu unseren Kindern zu finden.

Die Baby-Bs sind:
  • Birth Bonding (Bonding nach der Geburt)
  • Breastfeeding (Stillen)
  • Babywearing (Babytragen)
  • Bed sharing (gemeinsames Schlafen)
  • Belief in baby’s cries (Glaube an das Weinen des Babys)
  • Balance and boundaries (Gleichgewicht und Grenzen)
  • Beware of baby trainers (Vorsicht vor Babytrainern) 
Diese sieben Bs helfen uns dabei, unseren eigenen Weg des Attachment Parenting zu gehen. Keines dieser "Werkzeuge" muss genutzt werden. Jede Mutter, und auch jeder Vater, sollte ihren/seinen eigenen Weg für sich und das Baby finden.
Allen, die sich für diesen Weg interessieren, kann ich das Buch sehr ans Herz legen.
    Ich selbst bin unheimlich froh, diesen Weg für mich und meine Familie gefunden zu haben. Demnächst könnt ihr hier lesen, wie wir Attachment Parenting leben.


    Eure Valentina



    Literatur: Sears, W. & M. (2012). Das Attachment Parenting Buch - Babys pflegen und verstehen. tologo.

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